Fast ein Jahrzehnt nach den begangenen Straftaten steht eine 35-jährige Italienerin vor der Richterin im Landesgericht Wien. Mit Tränen in den Augen entschuldigt sich die attraktive Frau für ihre Einbrüche in Österreich im Jahr 2015. Obwohl sie drei Taten zugibt, gibt es einen DNA-Treffer bei einem prominenten Opfer: Ex-ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz, der als Zeuge im Gericht erscheint, wurde Anfang 2014 Opfer eines Einbruchs mit einem Schaden von 28.000 Euro. Die Angeklagte gesteht diese Tat nicht, nennt jedoch einen rührenden Grund für die anderen Einbrüche.
Die Überraschung war groß, als sowohl Wrabetz als auch eine seiner Vorgängerinnen, Ex-Generaldirektorin Monika Lindner, als Opfer der Italienerin identifiziert wurden. Beide trafen sich überraschend als Zeugen im Gericht und tauschten schockiert Blicke aus. Der Schaden, den die Frau bei ihren Einbrüchen verursachte, war beträchtlich – bei einem anderen Vorfall erbeutete sie sogar eine halbe Million Euro.
Die Motive der Angeklagten, diese Straftaten zu begehen, sind tragisch. Ihr Verteidiger berichtet, dass sie von den falschen Leuten angesprochen wurde, die ihr Geld und Reisekosten für die Einbrüche versprachen. Sie hoffte, damit eine Stammzellentherapie für ihren kranken Sohn finanzieren zu können. Trotz ihrer Reue und Entschuldigungen im Gerichtssaal wird ihr Verhalten von den Opfern als unverzeihlich empfunden.
Der Schöffensenat fällt ein schnelles Urteil: zwei Jahre und sieben Monate Haft, davon 21 Monate bedingt, für schweren gewerbsmäßigen Diebstahl. Das Urteil ist jedoch noch nicht rechtskräftig. Die traurige Geschichte einer Mutter, die verzweifelt versuchte, ihrem kranken Kind zu helfen, endet somit vorerst im Gefängnis.