Fast 80 Prozent der Mitarbeiterinnen in der Gastronomie haben bereits sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz erlebt. Angesichts dieser besorgniserregenden Zahlen fordern die Wiener Arbeiterkammer und die Gewerkschaft vida nun verstärkte Schutzmaßnahmen für die Beschäftigten in dieser Branche. Die Rechtsberatung der Arbeiterkammer verzeichnete im vergangenen Jahr einen deutlichen Anstieg von Beschwerden wegen sexueller Belästigung, insbesondere in der Gastronomie.
Um mehr über das Ausmaß der Problematik zu erfahren, führte die Arbeiterkammer eine Online-Umfrage unter den Mitarbeitern in der Gastronomie durch, an der 881 Personen teilnahmen. Obwohl die Umfrage nicht repräsentativ ist, stimmt der Wert nahezu mit einer groß angelegten US-Studie aus dem Jahr 2014 überein.
Ludwig Dvorak, Bereichsleiter der Arbeiterkammer, kommentierte die Ergebnisse der Umfrage wie folgt: „Die Zahlen zeigen, dass 79 Prozent der Frauen in der Gastronomie bereits sexuelle Belästigung erlebt oder beobachtet haben, sei es durch Gäste, Kollegen oder Vorgesetzte. Aber auch Männer sind von diesem Problem betroffen, insgesamt gaben 72 Prozent aller Befragten an, Erfahrungen damit gemacht zu haben.“
Die Umfrage ergab, dass die Haupttäter mit 81 Prozent die Gäste sind, gefolgt von Kollegen (48 Prozent) und Vorgesetzten. Viele Betroffene berichteten, dass sexuelle Belästigung oft als „Spaß“ abgetan wird oder mit dem Argument, dass es in der Gastronomie eben so sei.
Besorgniserregend ist zudem, dass in 60 Prozent der Fälle von sexueller Belästigung, die an den Arbeitgeber gemeldet wurden, keine angemessene Reaktion erfolgte. Um diesem Problem entgegenzuwirken, sind die Arbeiterkammer und die Gewerkschaft vida derzeit in Gesprächen mit der Fachgruppe der Wirtschaftskammer, um ein Schutzkonzept zu erarbeiten. Dieses soll unter dem Motto „Kein Respekt, kein Service“ stehen und Maßnahmen wie Schulungen und Unterstützung für die Beschäftigten umfassen.