Bei der Vernehmung der 13-jährigen Anna (Name geändert) vor Saal 25 im Wiener Landesgericht am Freitag sorgte die Anwesenheit der Medien für große Aufregung und gleichzeitig für den ersten Eklat. Eine Mutter, unterstützt von zwei Beschuldigten, rief lautstark: „Gehen Sie, sonst holen wir die Polizei“, aus Sorge, dass Fotos gemacht werden könnten. Trotz der bedrückenden Atmosphäre sind alle mutmaßlichen Peiniger wieder auf freiem Fuß.
Im Wartebereich vor dem Saal füllen sich immer mehr junge Burschen, begleitet von ihren Eltern und Anwälten. Sie sind Teil der Gruppe von Jugendlichen, die beschuldigt werden, eine damals Zwölfjährige in Wien-Favoriten sexuell missbraucht zu haben. Die „Kronen Zeitung“ berichtete ausführlich über den Fall.
Die zwölf Jugendlichen, hauptsächlich in Jeans, Sneakers und schwarzen Jacken gekleidet, werden nach dem Eklat in den Saal gebeten und nehmen auf der Bank Platz, die normalerweise für Angeklagte vorgesehen ist. Ihre Verteidiger sitzen hinter ihnen, während Mütter und Väter im Publikumsbereich Platz nehmen dürfen. Geschwister, Tanten oder andere Zuhörer sind nicht gestattet. Die Staatsanwaltschaft und eine Richterin sind ebenfalls anwesend, und per Videoübertragung können sie alle die mittlerweile 13-jährige Anna sehen.
Das Mädchen sitzt mit einer klinischen Gesundheitspsychologin in einem Nebensaal, während ihr Fragen zu den Vorfällen gestellt werden, die aus Saal 25 übermittelt werden. Die Vernehmung muss mehrmals unterbrochen werden, da die emotionale Belastung für das Mädchen zu groß ist. Nach der Befragung wird die Staatsanwaltschaft entscheiden, ob und welche Anklage gegen die Täter erhoben wird.
Während der vierstündigen Vernehmung gab Anna an, dass die Tür während der Übergriffe verschlossen war und sie mehrmals Nein gesagt habe. Sie behauptet auch, dass sie festgehalten wurde, was von den Jugendlichen bestritten wird.
Nach der Vernehmung wurde der Jugendliche, der bei einer Hausdurchsuchung Widerstand geleistet hatte, aus der Untersuchungshaft entlassen. Damit sind alle Beschuldigten in diesem Fall wieder auf freiem Fuß.