6. Oktober 2024

Tumulte vor Befragung des Missbrauchsopfers (13)

Am vergangenen Freitag sorgte die Vernehmung der 13-jährigen Anna (Name geändert) im Landesgericht für großes Aufsehen. Vor Saal 25 kam es bereits zu einem ersten Eklat, als eine besorgte Mutter zusammen mit zwei Beschuldigten Medienvertreter lautstark aufforderte, den Saal zu verlassen, aus Angst vor Fotos. Mittlerweile sind alle mutmaßlichen Peiniger wieder auf freiem Fuß, während sich immer mehr Jugendliche, unterstützt von ihren Eltern und Anwälten, im Wartebereich vor dem Saal versammeln.

Die Beschuldigten werden verdächtigt, eine damals Zwölfjährige in - sexuell missbraucht zu haben. Die junge Burschen, die überwiegend in Jeans, Sneakers und schwarzen Jacken erscheinen, werden in den Saal gebeten und nehmen auf der Angeklagtenbank Platz. Die Verteidiger sitzen hinter ihnen, während Mütter und Väter im Publikumsbereich Platz nehmen dürfen. Geschwister, Tanten oder andere Zuhörer sind nicht gestattet. Auch die Staatsanwaltschaft sowie eine Richterin sind anwesend, um die Vernehmung der mittlerweile 13-jährigen Anna via Videoübertragung zu beobachten.

Die emotional belastende Situation wird deutlich, als das Mädchen, begleitet von einer Psychologin, im Gerichtssaal erscheint. Die klinische Gesundheitspsychologin stellt dem Opfer Fragen zu den Vorfällen, die ihr aus Saal 25 übermittelt werden. Die Vernehmung muss mehrmals unterbrochen werden, da die 13-Jährige den Tränen nahe ist. Ihr Anwalt Sascha Flatz betont, wie belastend es für sie ist, die schrecklichen Vorfälle erneut zu schildern. Die Staatsanwaltschaft Wien wird nach der Befragung entscheiden, ob und welche Anklage gegen die Täter erhoben wird.

In der vierstündigen Vernehmung gibt Anna an, dass die Tür bei den Übergriffen verschlossen war und sie mehrfach deutlich Nein sagte. Sie berichtet zudem davon, dass sie festgehalten wurde, was von den Jugendlichen bestritten wird.

Nach der Vernehmung am Freitag wird der Jugendliche, der bei einer Hausdurchsuchung Widerstand geleistet hatte, aus der U-Haft entlassen. Somit sind alle Beschuldigten in diesem Fall wieder auf freiem Fuß. Die Staatsanwaltschaft Wien wird nun über das weitere Vorgehen entscheiden.