Vor über 50 Jahren machte Slavko Nini? aus Slawonien den Schritt nach Wien – und blieb. Im Jahr 1989 gründete er die Wiener Tschuschenkapelle, die mit ihrer Ethno-, Balkan- und Weltmusik, sowie einer ordentlichen Prise Humor und Ironie nicht nur für Toleranz und Respekt einsteht, sondern auch das einst verpönte Wort „Tschusch“ entschärft und humorvoll aufgegriffen hat. Anlässlich seines 70. Geburtstags und dem 35-jährigen Bestehen der Band traf die „Krone“ den Bandleader zu einem ausführlichen Jubiläumsgespräch.
Slavko Nini?: Der 70. Geburtstag war für mich zunächst ein wenig beängstigend. Doch nach einer Phase der Zurückgezogenheit, in der ich mich mit Büchern und Gitarrenspiel beschäftigte, fühle ich mich nun wieder wohl. Am 9. März werden wir im Konzerthaus feiern.
Die Wiener Tschuschenkapelle begleitet nun bereits die Hälfte meines Lebens. Hätten Sie je gedacht, dass die Gruppe solange bestehen würde?
Slavko Nini?: Niemals. Am Anfang haben wir es nur für ein Jahr versucht, solange reichte unser Erspartes. Wir wollten sehen, ob es funktioniert, ansonsten hätten wir uns einen anderen Job gesucht. Doch schnell kamen wir ins Radio und Fernsehen und bauten uns ein Publikum auf. Heute spielen wir immer noch viel live.
Was war die Grundidee hinter der Tschuschenkapelle?
Slavko Nini?: Die Grundidee war es, offen und vielfältig zu sein. Wir wollten eine Art Weltmusik schaffen, die inspiriert ist von verschiedenen Kulturen. Wir haben uns nie von den Einflüssen abgeschottet, sind aber immer unserer ursprünglichen Idee treu geblieben.
Der Name der Band wurde gewählt, um das Schimpfwort „Tschusch“ zu entschärfen und mit Ironie zu durchziehen.
Slavko Nini?: Anfangs war ich skeptisch, aber die Kollegen haben mich überzeugt, dass wir damit in die Offensive gehen könnten. Heute ist das Wort nicht mehr so giftig wie vor 35 Jahren. Es hat sich gewandelt.
Die Wiener Tschuschenkapelle hat sich musikalisch nie eingeschränkt und sich immer weiterentwickelt. Ist das ein Schlüssel zum Erfolg?
Slavko Nini?: Es gibt eine Grenze, die man respektieren muss. Ich habe großen Respekt vor fremden Kulturen und achte darauf, dass unsere Musik authentisch ist. Es muss musikalisch stimmen und gut sein.
Humor und Ironie sind wichtige Bestandteile Ihrer Auftritte. Wie wichtig sind diese Elemente für ein gutes Miteinander?
Slavko Nini?: Humor ist essentiell, um schwierige Situationen zu entschärfen. Bei unseren Konzerten erzähle ich zwischen den Liedern übertriebene Geschichten und sorge für eine lockere Atmosphäre.
Die Tschuschenkapelle tritt an den unterschiedlichsten Orten auf, von der Staatsoper bis zum Bezirksheurigen. Wie wichtig ist diese Vielseitigkeit?
Slavko Nini?: Es ist wunderbar, an so unterschiedlichen Orten auftreten zu können. Musik gehört ins Leben und dort, wo das Leben stattfindet, ist auch die Musik. Es ist eine große Ehre, im Konzerthaus oder in der Staatsoper zu spielen, aber genauso schön ist es, bei Geburtstagsfesten oder Firmenevents aufzutreten.
Die Tschuschenkapelle feiert nun Doppeljubiläum. Wie haben sich die Band und Sie als Bandleader in den letzten 35 Jahren entwickelt?
Slavko Nini?: Die Band hatte einige Fluktuationen, aber seit etwa 22 Jahren sind wir konstant. Es sind immer dieselben fünf Leute dabei. Wir spielen auch bei anderen Projekten mit, aber die Tschuschenkapelle hat Priorität.
Sie spielen noch immer etwa 30 Konzerte pro Jahr. Ist das Maximum, das Sie physisch noch leisten können?
Slavko Nini?: Früher waren es mehr