Im Sommer 2022 geriet die Wien Energie in eine finanzielle Krise und stand kurz vor der Zahlungsunfähigkeit. Die Stadt Wien musste einspringen und der Wien Energie mit Notkrediten in Höhe von insgesamt 1,4 Milliarden Euro unter die Arme greifen. Die Ursachen für diese beispiellose Situation wurden vom Bundesrechnungshof intensiv geprüft und heftig kritisiert. Der nun vorliegende Rohbericht deckt systemische Schwächen im Risikomanagement auf, die zu dieser prekären Lage geführt haben.
Die Energiemärkte waren im Sommer 2022 durch den Angriff auf die Ukraine stark beeinflusst, was zu extremen Preisspitzen führte. Die Wien Energie sah sich gezwungen, hohe Sicherheitsleistungen an der Strombörse zu hinterlegen, die sie alleine nicht stemmen konnte. Die Stadt Wien sprang ein, um die Wien Energie vor dem finanziellen Kollaps zu bewahren.
Besonders kritisiert wird im Bericht das Risikomanagement der Wien Energie, das erst im Juli 2022 die Auswirkungen der extremen Preisszenarien analysierte. Auch die Kommunikation zwischen den Stadtwerken als Mutterkonzern und der Wien Energie wies deutliche Defizite auf. Der Rechnungshof bemängelt zudem die Nominierung von Aufsichtsratsmitgliedern, die offenbar nicht auf objektiven Kriterien beruhte, sondern vielmehr auf der Nähe zur Stadt Wien.
Trotz der heftigen Kritik betont der Rechnungshof, dass die Wien Energie nicht spekuliert habe und ihr Bestes getan habe, um das Risiko durch den Handel an der Börse zu minimieren. Wien Energie-Geschäftsführer Michael Strebl zeigt sich einsichtig und verspricht, die Kritikpunkte ernst zu nehmen und entsprechende Maßnahmen zur Weiterentwicklung des Risikomanagements zu ergreifen. Die Wien Energie sieht die Ereignisse als Chance, ihre Organisation und Prozesse zu verbessern und aus den Fehlern zu lernen.