Seit über drei Jahrzehnten bietet das Haus des Meeres in Wien einen Zufluchtsort für exotische Tiere, dank der Einrichtung der Exoten-Pflegestation und des Tierheims des Vereins Blauer Kreis. Doch nun steht eine dringend benötigte Umstrukturierung bevor, um den Bartagamen, Leopardgeckos, Leguanen und anderen Bewohnern eine bessere Unterkunft zu bieten. Die Frage lautet: wohin sollen sie umziehen?
Im sechsten Stock des Haus des Meeres befindet sich ein stickig-schwüler Raum von 55 Quadratmetern, in dem Judith Kastenmeier sich liebevoll um die geretteten Reptilien kümmert. Diese Tiere wurden ausgesetzt, von ihren Besitzern abgegeben, aus nicht artgerechter Haltung gerettet oder vom Zoll beschlagnahmt. Judith betreut die Schützlinge rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr, ohne Krankenstand. Sie ist immer erreichbar und bereit, auch mitten in der Nacht zum Tierarzt zu fahren.
Etwa 60 exotische Tiere, darunter Schlangen, Amphibien und Spinnen, haben im Tierheim des Vereins Blauer Kreis ein neues Zuhause gefunden. Einige bleiben dauerhaft, andere werden nach medizinischer Versorgung vermittelt oder in die Ausstellungsräume des Hauses des Meeres gebracht.
Judith erlebt täglich kleine Wunder, wie das Überleben einer winzigen Perleidechse, die dem Tod nahe war, als sie aufgefunden wurde. Dank Judiths Einsatz und Pflege hat das Tier überlebt und ist mittlerweile acht Jahre alt.
Die räumlichen Bedingungen in der Pflegestation sind jedoch unzureichend. Bei 30 Grad Raumtemperatur, schlechter Belüftung und ohne Tageslicht leistet Judith Unglaubliches. Ein Umzug ist dringend nötig, und das Haus des Meeres unterstützt den Verein Blauer Kreis dabei.
Evelyn Kolar, Leiterin der Pflegestation, betont die Dringlichkeit eines Umzugs. Der Verein sucht daher eine neue Immobilie, idealerweise eine Lagerhalle oder ein Geschäftslokal von 120 bis 200 Quadratmetern in Wien oder Umgebung, die geräusch- und geruchsfrei ist.
Seit seiner Gründung im Jahr 1959 setzt sich der Verein Blauer Kreis unermüdlich für den Tier- und Artenschutz ein. Ihr Einsatz wurde 2023 mit dem „Tierisch engagiert“-Award ausgezeichnet.
Evelyn Kolar warnt vor der privaten Haltung von sensiblen Reptilien, da sie aufwändig ist und spezielle Kenntnisse erfordert. Interessierte sollten sich umfassend informieren und Kurse zur Exoten-Kunde besuchen, bevor sie ein solches Tier anschaffen.
Die Haltung eines Reptils erfordert nicht nur ein angemessenes Terrarium, sondern auch technisches Know-how für das Klima und die Beleuchtung, sowie Kenntnisse über die richtige Ernährung. Die damit verbundenen Kosten werden oft unterschätzt.