Am 27. Jänner wurde der Dr.-Karl-Lueger-Platz in der Wiener Innenstadt von Aktivisten überraschend in den „Platz der gescheiterten Erinnerungskultur“ umbenannt. In einer nächtlichen Aktion verwandelten sie die Straßenschilder mit blauer Farbe und weißer Schrift in eine beeindruckende Darstellung, die den originalen Schildern zum Verwechseln ähnlich sah.
Die Polizeisprecherin gab bekannt, dass ein Bericht an die Staatsanwaltschaft Wien geschickt wurde, um die rechtliche Situation der Aktion zu klären. Die Aufkleber auf den Straßenschildern wurden bereits entfernt, während sich ein Restaurator am kommenden Donnerstag um die Aufkleber auf dem Denkmal kümmern wird.
Bereits im vergangenen Jahr hatte die Stadt Wien angekündigt, das Denkmal um 3,5 Grad zu neigen, um es künstlerisch zu kontextualisieren. Die Umsetzung dieser Maßnahme ist für dieses Jahr geplant.
Der Grund für diese kontroversen Aktionen liegt in der Tatsache, dass Dr. Karl Lueger als „Begründer des modernen Antisemitismus“ gilt. Dies führte im Jahr 2012 zur Umbenennung des Dr.-Karl-Lueger-Rings in den Universitätsring. Trotzdem besteht der Dr.-Karl-Lueger-Platz mit seinem Denkmal noch immer, was immer wieder zu Diskussionen und regelmäßigen Protestkundgebungen führt.
Die Umbenennung des Platzes durch die Aktivisten verdeutlicht die anhaltende Kontroverse um die Erinnerungskultur in Österreich. Es ist ein Versuch, die Aufmerksamkeit auf die fragwürdige Vergangenheit von Dr. Karl Lueger zu lenken und die Frage aufzuwerfen, ob solche Denkmäler noch angemessen sind.
Es ist wichtig zu betonen, dass Dr. Karl Lueger zweifellos bedeutende Verdienste als Wiener Bürgermeister vorzuweisen hat. Dennoch kann dies nicht über seine Rolle als Förderer des Antisemitismus hinwegtäuschen.
Die Stadt Wien steht vor der Herausforderung, angemessene Lösungen für die Erinnerungskultur zu finden. Der geplante künstlerische Ansatz, das Denkmal zu neigen, könnte ein Schritt in die richtige Richtung sein. Es ist jedoch auch wichtig, die öffentliche Meinung und die Anliegen der Betroffenen zu berücksichtigen.
Es bleibt abzuwarten, wie die Staatsanwaltschaft die Aktion der Aktivisten bewerten wird und welche Konsequenzen dies haben könnte. In jedem Fall hat die Umbenennung des Platzes eine breite Diskussion über die Erinnerungskultur in Österreich angestoßen und verdeutlicht, dass diese Thematik noch lange nicht abgeschlossen ist.