Im Lorenz-Böhler-Spital steht es fest: Keine Operationen mehr möglich. Die anderen Krankenhäuser der Stadt sehen sich bereits mit einem zunehmenden Patientenandrang konfrontiert. Besonders besorgniserregend ist jedoch die steigende Anzahl von aufgeschobenen Operationen, für die Lösungen entweder wackeln oder sich gar in Luft auflösen.
Dank der Osterferien konnten Wiens Krankenhäuser bisher noch relativ glimpflich davonkommen, wenn es darum ging, die Notoperationen des geschlossenen Böhler-Spitals zu übernehmen. Doch es geht nicht nur um Notfälle. Die Zahl der verschobenen planmäßigen Operationen, die sich Tag für Tag anhäufen, nimmt unaufhörlich zu.
Die ursprüngliche Idee von „Mini-Böhlers“ im AKH und in Meidling hat sich mittlerweile als nicht umsetzbar erwiesen. Im AKH fehlt es an einer Lösung dafür, dass die Ärzteteams von MedUni und AUVA keine klaren Anweisungen geben können und nicht die Verantwortung für den jeweils anderen Spitalträger übernehmen dürfen. In Meidling, wo die Operationssäle bereits vorher ausgelastet waren, herrscht Ratlosigkeit darüber, wie die zusätzlichen OP-Kapazitäten untergebracht werden können.
Die AUVA-Leitung hat nun zumindest den Vorschlag der Belegschaft aufgegriffen, OP-Säle in Privatspitälern anzumieten. Doch auch hier gibt es Probleme, die größtenteils selbst verursacht sind. Die Böhler-Ärzte sollen dort auf Überstundenbasis operieren, zusätzlich zu ihren bereits vollen Dienstplänen und den nun oft längeren Anfahrtswegen zwischen den verschiedenen Dienstorten.
Die Ärzte des Böhler-Spitals zweifeln daran, dass sie die Zeit und Energie für Operationen in Überstunden aufbringen können. Die Mehrheit dürfte das freiwillige Angebot wohl ablehnen. Selbst wenn einige von ihnen nach einem langen Dienst weitermachen wollen, wäre ein überarbeiteter und müder Chirurg für die Patienten sicherlich keine ideale Situation, warnen auch Kollegen innerhalb des Böhler-Ärzteteams.
Die Annahme der AUVA, dass die Patienten von Wien von selbst den Weg zum AUVA-Spital in Meidling finden werden, hat sich vorerst nicht bewahrheitet: Selbst in der ersten Nacht, in der im Böhler-Spital nur eine rudimentäre Ambulanz ohne Anästhesisten und ohne stationäre Aufnahme zur Verfügung stand, wurden dort mehr Patienten versorgt als in Meidling.