In einem Wiener Gerichtssaal steht eine junge Frau vor Gericht, der vorgeworfen wird, an einem kriminellen System beteiligt zu sein, das betagte Menschen um ihre Lebensersparnisse betrügt. Die Täter operieren aus Callcentern in der Türkei und nutzen raffinierte Geschichten, um ihre Opfer dazu zu bringen, ihr Geld an einen Abholer zu übergeben.
Die 27-jährige Angeklagte, elegant und redegewandt, gibt zu, als Telefonistin in einem dieser Callcenter gearbeitet zu haben. Sie behauptet jedoch, nur wenige Tage dabei gewesen zu sein und keine direkte Beteiligung an den betrügerischen Aktivitäten zu haben. Dennoch wird sie wegen gewerbsmäßigen schweren Betrugs und krimineller Vereinigung angeklagt.
Die Staatsanwaltschaft berichtet von mehr als zwölf Millionen Euro Schaden durch diese kriminelle Organisation, die ältere Menschen mit überzeugenden Lügen um ihr Geld bringt. Viele Opfer schweigen aus Scham oder aus Angst vor potenziellen Erben. Die Angeklagte beteuert ebenfalls ein schlechtes Gewissen, wirkt jedoch nicht sehr aufrichtig in ihren Aussagen.
Die junge Frau gibt Einblicke in das System der Betrüger, das künstliche Intelligenz und geschickte Manipulation nutzt, um Opfer zu täuschen. Sie erzählt von einem komplexen System, in dem Telefonistinnen die Opfer anlocken und Bosse mit Hilfe von künstlicher Intelligenz das Gespräch zu einem „Treffer“ führen.
Das Urteil fällt teilbedingt aus, mit 18 Monaten Haft, davon zwei unbedingt. Die Angeklagte wird von Betrugsvorwürfen freigesprochen, da ihre direkte Beteiligung nicht nachgewiesen werden konnte. Doch sie bleibt ein Teil einer kriminellen Vereinigung, die ältere Menschen um ihre Ersparnisse bringt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.