27. Juli 2024

Käserei-Chef wegen Listerien-Toten zu Haft verurteilt.

Schuldspruch für den ehemaligen Geschäftsführer der Käserei Gloggnitz (Niederösterreich): Der 39-jährige Mann wurde in Neustadt wegen grob fahrlässiger Tötung in fünf Fällen und mehrfacher grob fahrlässiger (schwerer) Körperverletzung angeklagt. In seinem Produkt „Kajmak“ waren tödliche Listerien gewachsen. Das Urteil lautet auf 13 Monate Haft. Der gefährliche Keim führte zwischen 2020 und 2022 zu fünf Todesfällen in , sechs weitere Menschen erkrankten, darunter ein Baby, das bei seiner Geburt 2022 an Listeriose litt. Das Mädchen kam sieben Wochen zu früh zur Welt, überlebte jedoch eine lebensbedrohliche Sepsis.

Während des Prozesses, der seit September 2023 lief, gaben die bisherigen Zeugen bedenkliche Einblicke in die Zustände in der Käserei: Es wurde von Ungeziefer, Ratten, Schwarzschimmel und einem muffigen Geruch berichtet. Die Mitarbeiter erhielten keine Hygieneschulungen. Ein Lieferwagen war nicht ausreichend gekühlt und bei einem anderen funktionierte die Kühlung gar nicht.

Der angeklagte ehemalige Geschäftsführer, der aus Serbien stammt, beteuert seine Unschuld. Zu Beginn des Verhandlungstages am Donnerstag überraschte die Staatsanwältin mit einer Ausweitung der Anklage um Untreue, Körperverletzung, versuchte Körperverletzung und Nötigung. „Er hat seine Frau im Büro körperlich angegriffen, indem er sie grob am Hals gepackt und ihr eine Ohrfeige gegeben hat“, sagte die Anklägerin. Im Gerichtssaal wurde ein Video des Vorfalls vom 10. März 2023 abgespielt, in dem eine laut schreiende Frau zu sehen ist, die vom Angeklagten attackiert wird. Trotz der Aufnahmen bekennt er sich nicht schuldig, sagt jedoch: „Ich habe nicht auf sie eingeschlagen, ich habe sie gedrückt und vielleicht etwas fester angepackt an diesem Tag.“ Das Video zeigt auch, wie der Mann einen Mitarbeiter, der zur Hilfe eilt, wegstößt. Der Zeuge sagte vor Gericht aus, dass er dabei nicht verletzt wurde.

Ein weiterer neuer Vorwurf der Staatsanwaltschaft betrifft den Konkurs der Käserei Gloggnitz. Dem Ex-Chef wird vorgeworfen, Bargeld aus der Handkasse wissentlich der Insolvenzmasse entzogen zu haben. Da weitere Zeugen erforderlich sind und um das Verfahren nicht zu verzögern, wurden die neuen Vorwürfe von der Richterin ausgeschieden, ebenso wie zwei Infektionsfälle, die ein Restaurant in Wien betreffen. Auch hier werden weitere Zeugen benötigt. Diese Fakten werden nun am 14. März verhandelt.

Am dritten Prozesstag kam abschließend ein Gutachter zu Wort, der erklärte: „In den erkrankten Patienten wurde der gleiche Listerienstamm gefunden wie in der Käserei Gloggnitz. Es gibt keinen Zweifel, dass diese Stämme zusammengehören. Die Listerien können nur aus dieser Quelle stammen.“ Die Inkubationszeit beträgt bis zu 70 Tage. Der Gutachter berichtete weiter: „Wir sehen bei den vorliegenden Fällen nur die Spitze des Eisbergs. Es gab sicherlich viel mehr Erkrankungen, die unentdeckt blieben, weil sie milder verlaufen sind.“

Der Gutachter ging außerdem die einzelnen Infektionsfälle durch, über die alle Angeklagten nochmals verhandelt wurden. Ein Opfer musste 188 Tage lang intensivmedizinisch versorgt werden. Der Wiener, der keine Vorerkrankungen hatte, ist nun dauerhaft auf Pflege angewiesen. Andere Fälle waren ebenfalls schockierend.

„In diesem Verfahren ist das Tragischste, dass Menschen, die jetzt nicht mehr unter uns sind. Unabhängig davon, ob