Seit dem vergangenen April befindet sich der 24-jährige Wiener Marc D. in einem US-amerikanischen Gefängnis, wo ihm der Sex mit einer Minderjährigen sowie Entführung vorgeworfen werden. In dieser schwierigen Zeit kämpft seine Mutter Verena D. mit aller Kraft um das Leben ihres Sohnes.
Die bedingungslose Liebe einer Mutter zu ihrem Kind kennt keine Grenzen, und die Entschlossenheit einer alleinerziehenden Frau erst recht nicht. In einem Kaffeehaus in Wien-Favoriten trifft die „Krone“ die 41-jährige Feinkost-Mitarbeiterin Verena D., die mit Tränen in den Augen eine zutiefst bewegende Geschichte erzählt.
Seit Monaten ist ihr Sohn in einem Gefängnis in Florida inhaftiert. Die Vorwürfe wiegen schwer. Er soll eine angeblich 15-jährige Mädchen sexuell missbraucht und sogar entführt haben. Diese Anschuldigungen erscheinen für Familie und Freunde des introvertierten IT-Technikers jedoch absurd.
Verena erklärt: „Marc hat das Mädchen über ein Online-Computerspiel kennengelernt und sich in sie verliebt. Sie haben monatelang Nachrichten ausgetauscht, und sie hat ihm vorgegaukelt, dass sie bereits 19 Jahre alt sei. Er ist seinem Herzen gefolgt und wollte seine große Liebe in Orlando treffen. Ja, sie hatten auch Sex, aber nein, er hat sie keineswegs entführt oder missbraucht. Er wusste nicht einmal, dass sie minderjährig war. Das entspricht nicht seinem Charakter.“
Dieser Fall erinnert mit verblüffenden Parallelen an einen Vorfall vor sechs Jahren, als ein 18-jähriger Oberösterreicher ebenfalls nach einer Liebesnacht mit einer 15-jährigen, die sich als 19 ausgab, in Florida inhaftiert wurde. Nach einem nervenaufreibenden Rechtsstreit kam der Jugendliche schließlich frei.
Verena D. hofft inständig, dass sich auch im Fall ihres Sohnes eine ähnliche Lösung finden lässt. Sie kann die Vorwürfe der US-Staatsanwaltschaft nicht nachvollziehen und setzt all ihre Hoffnungen auf einen fairen Prozess für ihren Sohn.
Marc sitzt derzeit im berüchtigten Brevard County Jail in Untersuchungshaft und wartet auf seinen Prozess. Bei der ersten Anhörung wurde eine Kaution in Höhe von 160.000 Euro festgesetzt, eine Summe, die die Familie nicht aufbringen kann. Verena hat bereits einen Zweitjob angenommen und verkauft ihr Hab und Gut, um die horrenden Kosten für Marc zu decken.
Die österreichischen Behörden stehen der Familie bei und haben einen Anwalt zum Mindesttarif zur Unterstützung beauftragt. Die Botschaft in Washington sowie das Honorarkonsulat in Orlando sind im regen Austausch mit den lokalen Behörden, um Marc bestmöglich zu vertreten.
Der Prozessbeginn steht noch aus, und Marc drohen bis zu 30 Jahre Haft. Verena kämpft weiterhin unermüdlich für die Freiheit ihres Sohnes, wobei die Aussicht auf ein faires Urteil in den USA nicht gerade rosig ist. Die Höchststrafe für einen Kindesmissbrauch in einem amerikanischen Gefängnis bedeutet eine lebensbedrohliche Situation.